Die Shekinah verbirgt ein Rätsel und einen Irrtum. Schau sie Dir mal mit den Augen eines Buchhändlers an. Sie enthält gutes und originelles Material, wird sorgfältig redigiert, anständig beworben, professionell herausgegeben... und erscheint trotzdem in einer Auflage von derzeit nur eintausend. An zu viel Konkurrenz kann es kaum liegen. Woran also dann? Das ist das Rätsel. Die beliebteste Lösung scheint zu sein, dass es eben nur sehr wenige Leute gibt, die sich ernsthaft für Magie interessieren. Das ist der Irrtum.
Ein sehr verbreiteter Irrtum übrigens. Ich bin ein reichliches Dutzend Jahre in magischen Kreisen unterwegs und immer wieder auf der Suche nach neuen Kontakten. Ich höre regelmäßig, dass die Magiekundigen nur eine verschwindend kleine Minderheit wären, in der jeder jeden über drei Ecken kennt. Die meisten Hexen, Magier, Schamanen, Okkultisten und ähnliche Individuen sind der Meinung, sie würden alle nennenswerten Kollegen in ihrer Stadt kennen - und es sind selten mehr als zwei Dutzend. Wenn man dann noch ein paar überregionale
Kontakte hat und gehört hat, dass die auch eine Handvoll Leute kennen, kann man sich einige hundert oder maximal wenige tausend Gleichgesinnte im ganzen Land vorstellen und hat damit das gängige Bild "der" magischen Szene. Dieses Bild ist falsch.
Einen Hinweis liefern esoterische Bestsellerlisten, auf denen man nicht nur seichte Hausfrauenliteratur und Entspannungs-CDs findet, sondern auch praktikable magische Literatur wie "Das Handbuch übersinnlicher Wahrnehmung" von Pete A. Sanders oder "Die Anderswelt-Reise" von Axel Brück. Manches davon verkauft sich im fünfstelligen Bereich und nach Adam Riese landet nur der kleinste Teil davon bei den Lesern der Shekinah oder in deren Bekanntenkreis. Wo denn dann?
