AW: Kann Geist aus der Materie entstehen?
Mir ist zur Zeit nicht sehr nach viel Schreiben,daher setze ich einfach den Link und schreibe nicht gross was dazu
Mir auch nicht. Daher setze ich meinen Beitrag einfach mal aus anderen Beiträgen, die ich anderorts geschrieben habe zusammen:
Sieht man sich die Materie genauer an, fällt schonmal auf, daß sie keineswegs kompakt ist, auch wenn sie so scheint. Betrachtet man dann noch den Aufbau von Atomen, wo zwischen Atomkern und Elekronen ein relativ großer Raum ist, kann einen schon dämmern, daß das, was wir meinen zu sehen, so nicht existiert.
Alte östliche Lehren bezeichnen Materie als vergängliche Illusion und sehen, wie wohl später dann Max Planck, eine geistige Kraft als Realität und Urkraft der Materie:
Meine Herren, als Physiker, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden.
Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich.
Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält. Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt, so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewußten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre!
Ulrich Kutschera: Streitpunkt Evolution: Darwinismus und Intelligentes Design S. 181
Die Philosophie des Westens unterscheidet sich insbesondere von der des Ostens, indem der Westen vom
Sein ("ich denke also bin ich"), der Osten von der
Leere oder vom
Können ausgeht. Nikolaus von Kues näherte sich diesem Denken, indem er erst ein "Können-Sein" postulierte, bevor er schließlich in seiner letzten Schrift bloß noch vom "Können" sprach. Das "Sein" ist demnach bloß eine äußere Erscheinung der Leere, die keinesfalls mit dem Nichts im absoluten Sinn verwechselt werden darf, eine Erscheinung des potentiell unbegrenzten Können oder "Können allen Könnens" oder des "höchst virtuellen Ursprung des Bewusstseins" (Quekelberghe),das vergleichbar mit den virtuellen Teilchen im Quantenvakuum ist.
So kann man Geist durchaus als virtuell bezeichnen und dementsprechend mit den Erkenntnissen der Quantenphysik belegen, wie Materie aus Geist entsteht:
Nach dem Grundprinzip der Quantenmechanik, der HEISENBERGschen Unschärferelation, können in einem solchen Vakuum nun virtuelle Teilchen spontan real werden, sie zerfallen aber genauso schnell wieder. Spontan ist hierbei ein wichtiger Begriff, denn diese Teilchen erscheinen ohne Kausalbeziehung, d.h.: sie sind nicht vorhersagbar !
...
Das Quantenvakuum ist also ein "ständig brodelnder See aus Teilchen und Antiteilchen", die entstehen und vergehen. Ein anderer, oft bemühter Begriff ist der der Vakuumfluktuationen. Unter bestimmten Bedingungen (weitere Energiezufuhr, weitere Partner für Impulsübertrag) können diese virtuellen Teilchen materialisieren.
Quantenvakuum
Eine andere Erklärung, wie Materie entstehen kann, ist mir nicht bekannt. Also wäre die einzige Möglichkeit, daß materielle Teilchen aus virtuellen Teilchen entstehen.
Don Juan lehrte, dass alles aus fließender Energie besteht. Bewusster und unbewusster Energie, die wie er behauptet, jeder Mensch potentiell wahrnehmen kann. Normalerweise wird diese Energie von uns direkt in Sinnesdaten umgewandelt, so dass wir lediglich unsere daraus resultierende Alltagswelt wahrnehmen.
Diese Energie ist der formende Aspekt des formlosen Geist, der Übergang von Geist zur Materie, die erste Emanation des göttlichen Geistes in die Materie. Da die Energie, die Leben hervorbringt, bewusste Energie ist, hat auch jegliches Leben Bewusstsein. Wie die gesamte Materie geht auch unser Körper aus Geist hervor. Dabei entsteht nichts neues, sondern bloß eine andere Form dessen, was sein kann.
Die Seele wiederum
ist Informationsspeicher und Bindeglied zwischen Geist und Körper. Hier speichern sich unsere momentanen Vorlieben und Macken, unsere Sehnsüchte und unsere Ängste. Die Seele ist der temporäre Abdruck des Ich und verändert sich ständig.
Vereinfacht kann man sagen, der Geist ist das (unbegrenzte) Können, Bewusstsein das Werden (oder der Grad, dem man sich seines unbegrenzten Könnens bewusst ist) und die Seele das Sein, welches aber nie absolut ist.
Alle drei sind miteinander verschränkt und daher getrennt nie exakt definierbar.
Ein virtuelles Interview mit René Descartes (1596-1650) über den gesunden Menschenverstand bzw. das gesunde Alltagsbewusstsein (Ausschnitt):
Descartes:
"Aber was bin ich ? Ohne wenn und aber: Ich bin irgendetwas, das ich damals glaubte zu sein. Ich habe alles verworfen, was ich je glaubte, gewesen zu sein, ich habe im Prinzip abgedankt.*1 (
Alle Aussagen aus diesem fiktiven Interview stützen sich auf Übersetzungen aus dem "Discours" und dem anschließenden "méditations métaphysiques")
Nicht zuletzt dadurch kam ich zum mittlerweile bekannten Ergebnis: Egal ob ich träume oder nicht, ich denke, oder vielmehr es denkt (träumt, fühlt, erinnert...) und alleine dies genügt um sagen zu können: ich denke, also bin ich, irgendwie denkend, dann irgendwie seiend. Das ist der archimedische Punkt des Bewusstseins."
Der Bewusstseinspsychologe:
"Nun, lieber Réne, den archimedischen Punkt, der stabil und unbeweglich sein soll, den kann es laut Quantenphysikbzw. wegen der Unschärferelation Heisenbergs physikalisch nicht geben. Diese Metapher gilt also in der modernen Physik längst nicht mehr."
Descartes (fährt unbeeindruckt fort):
Wie auch immer, ich bin ein Ding, das fühlt, denkt, träumt: ich schließe die Augen und stopfe die Ohren zu, um mich näher kennen zu lernen. Wenn ich auch schlafen würde, alles was mir im Traum klar und evident erschiene, ist als absolut wahr zu bezeichnen (vgl. hierzu meine 5. Meditation, vorletzter Absatz). Außerdem, da ich die klare und eindeutige Idee über ein unendliches, perfektes und grenzenloses Etwas in mir habe, muss es wohl existieren. Denn ohne die Eigenschaft der Existenz wäre dies unvollkommen. Bitte in meinen Meditationen (Teil 3) genau nachlesen."
Der Bewusstseinspsychologe(zunächst für sich denkend: Was Réne unter
Meditation meint, ist die 2. Stufe der Mönchsleiter und es ist nicht mit östlicher Meditation gleichzusetzen: Vielmehr bedeutet das eine Art Brüten oder Nachdenken über etwas):
"Lieber Réne, kennst du zufällig die Schrift 'Über die höchste Stufe der Kontemplation' (lat.
de apice theoriae, 1464) von Nikolaus von Kues (1401-1464)?"
Réne Descartes (offensichtlich verblüfft):
Eine Schrift von ihm, "Die gelehrte Unwissenheit" (lat.
de docta ignorantia), habe ich mal gelesen. Warum?"
Der Bewusstseinspsychologe:
"In dieser kleinen Schrift "
de apice theoriae" führt Nikolaus von Kues das
Können allen Könnens als mögliches Spielfeld des Bewusstseins ein. Die Virtualität, die Hervorhebung, nämlich des reinen Könnens vor jeglichen Sein, erscheint in dieser Schrift als die unbegrenzte Möglichkeit, "Realitäten" emergieren zu lassen. "Realitäten" sind beschränkt, plural, vielfältig und infolgedessen... sogar irgendwie... uninteressant, ja zweitrangig" (
mit Absicht machte hier der Interviewer eine kurze Denkpause, bevor er das Wort "zweitrangig" fallen ließ).
...
Réne Descartes (kann es immer noch nicht fassen):
"Die Virtualität, das
bloße Können weit über Sein und nicht Sein, Nikolaus von Kues als Vorreiter im Zeitalter des Virtuellen, der Quantenphysik und der künstlichen Intelligenz!?"
aus: R. van Quekelberghe:
Transpersonale Psychologie und Psychotherapie. Grenzenlose Grenze des Bewusstseins.
*1 Aus R. Descartes (1927).
Discours de la méthode suivi des méditations métaphysiques. Paris, Flammarion, 7.Einsprüche § V, S. 411 Übers. vom Verf. (R. van Quekelberghe)