Mina, glaubst Du nicht, daß es sich einfach um Glück handeln könnte?
Ich hatte auch schon einige Unfälle, die sehr glimpflich ausgegangen sind.
Flog vom Fahrrad im hohen Bogen auf eine Hauptverkehrsstraße mit erlaubten Tempo 70. Kein Auto überrollte mich an diesem Tage auf dieser sonst dicht befahrenen Straße. Ich kam mit ein paar blauen Flecken davon.
Oder ich stehe in der Straßenbahn, will aussteigen, sehe ein bekanntes Gesicht im Augenwinkel, drehe mich nochmal um und -WAMM- rast ein Auto vor der offenen Tür vorbei. Ich komme mit einem Schreck davon.
Ein Bohrhammer trifft aus der dritten Etage eines Baugerüstes meinen Kopf, zum Glück zeigt der Bohrer beim Aufschlag nach oben, ich komme mit einer Platzwunde und einer leichten Schädelprellung davon.
Das sind alles Sachen, bei denen ich sehr froh war, ein solches Glück gehabt zu haben. Deswegen zu glauben, ich sei durch Glauben unverletzlich, kommt mir aber nicht in den Sinn. Es haben schon viele Menschen geglaubt, sie könnten fliegen. Letztendlich hat man sie doch von der Straße gekratzt.
Ich weiß, daß die Moral eine großartige Stütze ist. Gehe im Sommer gerne und oft klettern und werde auch öfters gefragt, was mich so sicher macht, bei einem größeren, ungesicherten Abschnitt nicht zu stürzen.
Ich weiß es einfach. Ich weiß einfach, daß die Sache so funktioniert, wie ich es mir denke.
Aber: Genau diese Einstellung hat schon einigen das Leben gekostet. Am Felsen passiert es auch, das man euphorisch wird und sich selbst überschätzt. Genau dort sehe ich die Gefahr. Seine eigenen Grenzen zu kennen, ist enorm wichtig.
Ich kann jedenfalls nicht fliegen.