Im sechsten Jahrhundert A.D. schrieb Gregor von Tours: „Der Geist hat seine
Schneide verloren, wir verstehen die Alten kaum noch." Das gilt um so mehr für
die heutige Zeit - trotz unseres Schwelgens in populärer Mathematik für die Massen
und in anspruchsvoller Technologie.
Es ist unbestreitbar, daß - ungeachtet der Anstrengungen unserer Klassischen
Philologen - das Dahinsiechen klassischer Studien, die Preisgabe jeglichen ver-
trauten Umgangs mit Griechisch oder Latein die Nabelschnur zerschnitten hat, die
unsere Kultur - zumindest auf ihrem höchsten Niveau - mit Griechenland verband,
und zwar auf dieselbe Art und Weise wie die Menschen der pythagoreischen und
orphischen Tradition durch Platon und enige andere mit dem ältesten Nahen Osten
verbunden waren. Langsam wird klar, daß diese Zerstörung zu einem neuzeitlichen
Mittelalter führt, das weitaus schlimmer ist als das erste. Höhnisch grinsend werden
die Menschen sagen: „Haltet die Welt an, ich will aussteigen." Aber das läßt sich
nicht bewerkstelligen; so entwickeln sich die Dinge eben, wenn sich jeder Beliebige
an dem exklusiven Wissen vergreifen kann, das die Naturwissenschaft ist und als
solches immer gedacht war.
Aber, wie Goethe bereits ganz zu Beginn des Fortschrittszeitalters sagte: „Noch
ist es Tag, da rühre sich der Mann! Die Nacht tritt ein, wo niemand wirken kann."
Es könnte noch einmal eine Art „Renaissance" aus der hoffnungslos für unbrauchbar
erklärten und mit Füßen getretenen Vergangenheit aufscheinen, sofern gewisse Ideen
wieder zum Leben erweckt werden - und wir sollten unsere Enkel nicht um die letzte
Chance bringen, an dem Erbe der am höchsten entwickelten und so weit entfernten
Zeit teilzuhaben. Gerade jetzt gibt es noch etwas Tageslicht, bei dem diese erste
schnelle Erkundung umgehend in Angriff genommen werden sollte. Notwendiger-
weise wird sie große und signifikante Bereiche auslassen: aber nichtsdestoweniger
wird sie viele unerwartete Seitenpfade und Spalten der Vergangenheit erforschen.