Magie soll hier, dem Energiemodell folgend, auch als Energie angesehen werden. Die Frage nach der genauen Natur magischer Energie läßt sich ebensowenig beantworten, wie man mit Sicherheit sagen kann, worin das genaue Wesen der Elektrizität besteht. Wie auch dort ist viel über die Erzeugung, Handhabung und Anwendung der betreffenden Energie bekannt, aber ihre eigentliche Natur bleibt verborgen.
Magische Energie erfüllt jedes Lebewesen (die Lebensenergie, das, was das Leben als solches ausmacht, manche nennen es Seele) von innen heraus und umgibt es in Form einer Aura. Aber auch vielen Gegenständen wohnt diese Energie mehr oder weniger stark inne. Sie kann darin gespeichert und in seltenen Fällen auch darin aus der Umgebung gebündelt werden. Magische Energie ist außerdem in der Umwelt vorhanden, denn sie wird beständig von den Lebewesen ausgestrahlt. Magie ist die Energie, die allem im Universum das Leben gibt, aber auch das Leben selbst ist. Man könnte sie sogar als die Summe allen Lebens bezeichnen.
Das klingt nun ein wenig nach der "Macht" aus "Star Wars", und so ganz falsch ist dieser Ansatz gar nicht. Magie ist aber nicht eine "kosmische Kraft", "Naturkraft" oder "göttliche Kraft", sondern als Lebenskraft die Kraft und Energie des Unterbewußtseins, welches das Zentrum des Lebens ist.
Die magische Energie hat ihren Sitz und Ursprung im Unterbewußtsein. Das Unterbewußtsein kann diese Energie auch aussenden. Dies geschieht manchmal kraftvoll, z.B. bewußt durch den Willen des Magiers oder unbewußt durch bestimmte emotionale Reaktionen des Unterbewußtseins, und in schwächerer Form sowieso ständig, einfach indem man lebt. Diese ausgesendete Energie ist dann in der Umwelt vorhanden.
Wenn man aber nun permanent Energie aussendet, so muß diese auch irgendwoher kommen, denn nach dem Energieerhaltungssatz bleibt die Summe der Energie in einem geschlossenen System immer gleich. Woher kommt beispielsweise die Energie, mit der das Herz schlägt, mit der man sieht, mit der man denkt? Sie wird im und durch den Körper gebildet.
Diese Energie, die man auch den Lebensfunken oder die Lebensenergie nennt, hält die Maschine Körper in Gang. Sie kommt selbstverständlich auch nicht aus dem Nichts, sondern wird durch einen kontrollierten biochemischen Verbrennungsvorgang des Körpers aus Nahrung und Luft vom Körper selbst erzeugt. Die Energie, mit der gerade diese Zeilen gelesen werden, stammt aus einer der letzten Mahlzeiten.
Die Substanz aus der Nahrung wird im "Kraftwerk Körper" in Lebensenergie umgewandelt, die eben nicht nur den Körper, die Muskeln, die Sinne und die Nerven betreibt, sondern eben auch den Geist. Zu Letzterem gehören Bewußtsein und Unterbewußtsein, und ein Teil dieser Energie wird vom Unterbewußtsein eben auf eine bisher nicht bekannte Weise zu magischer Energie umgewandelt und so verwendet. Sie kommt nicht von irgendwoher, nicht von außen, sondern wird von jedem selbst erzeugt.
Weil nun alle Lebewesen (und nicht unbedingt nur diese, aber das soll zunächst außen vor bleiben) also beständig magische Energie abstrahlen, ist die Welt davon erfüllt. Diese vielen verschiedenen magischen Energien bilden jedoch kein homogenes, untrennbares Gemisch, sondern sind schon einzeln vorhanden und existieren miteinander und durcheinander, vergleichbar mit den Frequenzen verschiedener Radioprogramme, die sehr wohl einzeln unterscheidbar und dennoch alle gemeinsam im selben elektromagnetischen Gemisch vorhanden sind.
Um zu begreifen, auf welche Weise Magie funktionieren kann, muß man sich vergegenwärtigen, daß nicht nur Magie als Kraft, sondern alles Existierende aus Energie besteht. Das gilt für einen Stein (Materie ist ja auch eine Form von Energie) genauso wie für Wärme, Licht, Gedanken und das Leben selbst. Alle diese Energieformen besitzen sozusagen eine unterschiedliche Frequenz.
Diese verschiedenen Energieformen existieren nicht getrennt voneinander, denn sonst könnte man gar keinen Kontakt zu ihnen bekommen. Sie existieren vielmehr miteinander und durcheinander. Wenn man beim elektromagnetischen Frequenzmodell bleiben möchte, so könnte man sich die unterschiedlichen Energieformen vielleicht analog zu infrarotem Licht, sichtbarem Licht, ultraviolettem Licht, Radarstrahlen, Röntgenstrahlen, Funk und Rundfunk vorstellen. Alle können gemeinsam im selben Raum existieren und bleiben doch voneinander gut unterscheidbar und haben alle verschiedene Erscheinungsformen.
So könnte man also als einfaches Modell die Energie von toter Materie, die körperliche Lebensenergie, die bewußte Mentalenergie, die unbewußte Mentalenergie und die magische Energie als Energieformen ansehen (natürlich gibt es noch weitere und auch viele Zwischenstufen), die ähnlich miteinander existieren.
Weil diese Energien nicht voneinander getrennt, sondern miteinander existieren und in gegenseitiger Wechselbeziehung zueinander stehen, können sie einander auch beeinflussen, ähnlich wie ein Funksignal ein Radiosignal stören kann. So kann eine Veränderung in der einen Ebene über eine Art Induktion auch eine Veränderung in der anderen Ebene bewirken und umgekehrt. Diese gegenseitige Beeinflussung der verschiedenen Energieformen ist in der Magie ein sehr wichtiger Grundsatz, den man als Resonanzprinzip bezeichnet.
Einander sehr ähnliche Energien beeinflussen sich natürlich leichter als einander fremde. So können magische Energie und unbewußte Mentalenergie, die einander sehr ähneln, vielleicht mit einem Radiosignal und einem Funksignal verglichen werden und sich so leichter gegenseitig beeinflussen, während ein z.B. mit sichtbarem Licht vergleichbarer Stein sich nur sehr schwer bis gar nicht vom "Radiosignal" magische Energie verändern läßt.
Weil es eben sehr schwierig bis unmöglich ist, weit voneinander entfernte Energien durch eine Resonanz zu verbinden, weil sie eben völlig verschieden sind, bedient man sich eines Tricks. Einander ähnliche Energien beeinflussen sich wesentlich leichter, und so ist es nicht allzu schwierig, eine benachbarte Energieform zur erreichen. Diese verändert dann ihrerseits ihren Nachbarn und so weiter, bis eine Resonanzkette geschaffen wurde, die bis zur gewünschten Stufe reicht.
Diese Wirkung macht sich der Magier zunutze. Er setzt seine bewußte Mentalenergie auf eine Weise ein, die geeignet ist, das Unterbewußtsein so zu beeinflussen, daß es wiederum auf die magische Energie einwirkt, die so eine bestimmte Veränderung erfährt. Diese veränderte magische Energie wird ausgestrahlt, wobei die Art der Veränderung geeignet ist, die magische Energie des Zauberziels so zu manipulieren, daß dies wiederum zu einer Veränderung des dortigen Unterbewußtseins oder Bewußtseins, Körper, Materie oder was auch immer führt.
Der Magier erzeugt also eine Art energetischer Kettenreaktion, die er dort auslöst, wo er es kann, nämlich in seinem Geist, seinem Wachbewußtsein, die dann bei ihm die Stufen unterschiedlicher Energien hinaufläuft, von der eigenen Spitze zur Spitze des Ziels überspringt und dort die Stufen wieder herunterläuft, bis sie (hoffentlich) auf der gewünschten Ebene zum beabsichtigtem Ergebnis führt.
Absichtliche Kettenreaktionen auszulösen, um damit gewünschte Veränderungen zu bewirken, ist das Ziel des Magiers. Durch mangelhafte Umsicht und Übung können aber auch ungewollte Kettenreaktionen ausgelöst werden, die auch zu unschönen Effekten beim Ziel oder bei sich selbst führen können.